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Die folgende Grafik zeigt die grundsätzlichen Schritte der Vorgehensweise. Auf die einzelnen Punkte wird in den Kapiteln dieser Arbeitshilfe eingegangen.
Was macht einen guten Online-Unterricht aus? Wie stelle ich sicher, dass mein Seminar auch online gelingt? Grundsätzlich gilt: Die inhaltliche Planung von Online-Lehr- und Lernangebote entspricht im Wesentlichen der Planung von Präsenzkursen. Die Vorbereitung erfolgt anhand folgender Analyseschritte:
Analyse der Zielgruppe
Recherche und Zusammenstellung von Inhalten
Definition der Lernziele
Grobstruktur der Inhalte
Analyse der Lehr- und Lernmethoden und Prüfungen/Tests
Vor der Umstellung eines Präsenz-Seminars auf ein Online-Angebot sollten Sie das vorhandene Konzept für die Präsenzlehre noch einmal anschauen, die obigen Punkte auf ihre Aktualität hin überprüfen und Recherchelücken schließen. Eventuell empfiehlt es sich, Lernziele neu zu definieren und Inhalte an das neue Format anzupassen.
Denn natürlich gibt es auch gewaltige Unterschiede zwischen herkömmlicher Lehre und virtuellen Seminaren. Der wichtigste: Es ist unsinnig, ein Präsensseminar 1:1 auf die Online-Lehre zu übertragen. Vielmehr gilt es zu überlegen: Welche Inhalte eignen sich für die Digitalisierung der Lehre, welche müssen wegfallen oder umstrukturiert werden? Was ist zu beachten, wenn ich Schulungsinhalte aus der Präsenzlehre für die digitale Vermittlung aufbereiten will? Der Hauptunterschied besteht also in der Online-Ablaufplanung und im Methodeneinsatz von digitalen Medien und Tools.
Es erfordert weniger Aufwand, wenn ein Online-Angebot auf der Grundlage einer vorhandenen Präsenz-Schulung erstellt werden kann. Wenn Sie ein komplett neues Online-Angebot erarbeiten, gehen Sie vor, wie in den oben aufgeführten Analyseschritten. Planen Sie dafür ausreichend Zeit ein!
Online-Angebote stellen alle Beteiligten vor neue Herausforderungen:
Höhere Anforderung an die Konzentrationsfähigkeit
Neue Formen der Zusammenarbeit und des Austausches zwischen den Beteiligten müssen eingeübt werden
Wie können affektive Lerninhalte vermittelt und transferiert werden?
Es gibt technische Hard- und Software-Voraussetzungen und digitale Medienkompetenz aller Beteiligten ist notwendig
Dies alles erfordert ein Umdenken in Hinblick auf Inhalte und ihre Vermittlung. Wichtig ist vor allem der Wechsel von Vorträgen im Plenum sowie Einzel- und Gruppenarbeiten. Als Faustregel gilt: Nicht länger als 20 Minuten Input ohne Gelegenheit zur Interaktion. Überfordern Sie Ihre Zielgruppe nicht mit zu langen Vorträgen und zu viel Information am Stück! Nach einem Input können Selbstlernaufgaben, Gruppenarbeiten oder Übungen stattfinden. Danach treffen sich alle wieder im Plenum für Rücksprachen, Auswertung oder Reflexionen. Aus diesem Grund sind die Zeiteinheiten neu zu überdenken. Bei 60 min Unterrichtseinheiten sollten daher nicht mehr als 2 Themen-Inputs erfolgen, im jeweiligen Wechsel von 10 bis 20 min Gruppenarbeit oder Selbstlernphasen. Und nicht zuletzt ist der Einsatz digitaler Werkzeuge für Umfragen, Quizabfragen, Whiteboard und digitale Pinnwände für die Interaktion mit den Teilnehmenden ratsam.
Für die Planung von Online-Angeboten empfiehlt es sich also, die inhaltlichen und zeitlichen Abläufe der bisherigen Präsenzphasen zu überarbeiten und sich dabei an folgenden Themenschwerpunkten zu orientieren:
Vortrag, Präsentation, Diskussion etc. im Plenum: – Zielstellungen, Themen, Zeiteinheiten, Methoden, Arbeitsmaterialien
Einzel- und Gruppenarbeiten: Aufgabenstellung, Zielstellung, Zeiteinheiten, Methoden der Gruppenarbeit, Gruppengröße und ggf. personelle Zusammensetzung, Arbeitsmaterialien
Wechsel/Kombination zwischen Plenum und Einzel- bzw. Gruppenarbeit
Bisherige zeitliche Verteilung zwischen Plenum und Einzel- bzw. Gruppenarbeit der einzelnen Tage und aller Tage (bei mehrtägigen Seminaren)
Diese Überlegungen fließen ein in die Erstellung eines Grobkonzeptes mit einer Strukturierung der Inhalte und Funktionen für den Lernprozess.
Im Grobkonzept werden die folgenden Punkte festgehalten:
Inhalt (Hier geht es um die Inhalte und Medien):
Welche Inhalte sollen gelernt bzw. vermittelt werden?
Welche Medien eignen sich dazu am besten?
Aufbau (Hier geht es um die Lernaktivitäten):
Wie kann die Auseinandersetzung mit dem Lernstoff gefördert werden?
Welche Tätigkeiten und Befähigungen werden von den Lernenden in der Praxis erwartet?
Kommunikation (Hier geht es um Fragen der Zusammenarbeit und der Betreuung):
Sollen Fakten gelernt oder neue Einsichten gefördert werden?
Kann der Lernfortschritt von den Lernenden selbst überprüft werden oder sind Hilfen notwendig?
Das Feinkonzept leitet sich aus dem Grobkonzept ab. Dieses wird um erste konkrete Lerninhalte ergänzt. Es enthält die detaillierte Projektplanung und dient als Grundlage für die Inhaltserstellung und die Seminarablaufplanung.
Es lohnt sich, Zeit in die Entwicklung eines Grob- und Feinkonzepts zu stecken, denn das erleichtert Ab-sprachen mit dem Auftraggeber, Anpassungen und Varianten für verschiedene Zielgruppen und die Umsetzung.
Das Feinkonzept enthält auch die Festlegung und detaillierte Beschreibung von Lernzielen mit überprüfbarer Ergebniskomponente. Hier ein Beispiel aus einer Online-Lehreinheit zum Thema „Strategien der Konfliktlösung“:
Lerninhalte
Grundmuster des Konfliktverhaltens kennen lernen
eigene Konfliktstrategie erkennen und erweitern
Konfliktthemen unterscheiden können
Konfliktszenarien analysieren
die Interessen und Ziele der Konfliktparteien erkennen
Gesprächstechniken lernen und einsetzen
Rollenspiele mit Perspektivwechsel
eigene Strategie und Taktik ausbauen
geplante Medien mit Skizzierung für die Umsetzung
Lernskripte mit aufeinander aufbauenden Lernanweisungen;
Video-Tutorials mit jeweils konkreten Konfliktsituationen,
Videos mit verschiedenen Strategien der Konfliktlösung im Alltag,
Selbsttest der eigenen Konfliktstrategie
alle Interaktionen
Übungen und Transferaufgaben,
Video-Tutorials,
interaktive Aufgaben-/Quiz-Abfragen,
Selbsttest und Testabfragen zur Überprüfung der Lernziele
alternative Lernwege
Hinweise zu aufbauenden und weiterführenden Lern-Quellen und Übungen,
Lernende suchen in Selbstlernphasen nach ergänzenden Lernquellen (z.B. YouTube; andere Lernplattformen; Lernmaterialien) usw. und können diese auch den anderen Lernenden als Anregung zur Verfügung stellen
strukturierte Wege durch eine Reihe von aufeinander abgestimmten Arbeitsaufträgen, mit denen die Lernenden in Selbstlernphasen eigenverantwortlich arbeiten und üben können, sowohl im Unterricht als auch zu Hause
in den Lernpfadstufen regelmäßig Tests/Feedbackvarianten für die Selbstkontrolle bereitstellen
Lernpfade möglichst in kurze Sequenzen (Learning-Nugget) unterteilen (ideal max. 15 min)
Überprüfung der Ergebnisse
In den Lernpfadstufen regelmäßig Tests/Feedbackvarianten für die Selbstkontrolle anbieten
Methoden und Testformen im Plenum oder Gruppensettings bereitstellen
Rollenspiele mit Beobachtungs- und Bewertungskriterien
interaktive Fragebögen mit Auswertungsschemata
kommunikative Elemente
Austausch mit anderen Lernenden über kollaborative Tools, wie Videomeetings, Chat, Whiteboard, Arbeitsgruppen, Foren und weitere Online-Möglichkeiten
und nach Corona auch wieder persönliche Treffen
Betreuungselemente
Lernbegleitung durch Moderator*innen, Dozent*innen, Tutor*innen,
Lernbegleiter*innen per Chat,
direkte Video-Konferenz,
Video-Arbeitsgruppenbetreuung,
Konsultationen,
ggf. Kurzdemonstrationen etc.
Die Ablaufplanung für digitale Lerneinheiten erfordert eine intensive Vorbereitung, wie dieses Beispiel zeigt. Dies sollten Sie bei Ihrer Zeitplanung unbedingt berücksichtigen!
Nicht alle Lernkanäle können aktiviert werden, (kommunikatives Lernen ist trotz Breakout-Gruppen und eingeschränkt möglich; motorische und haptische Lernerfahrungen fehlen weitgehend)
Beispiele für Videos zum Thema Konfliktarten:
simples Beispiel für interaktive Abfrage – „Welcher Konflikttyp bist du?“: in einem LMS eingebunden Gastzugangsschlüssel = Gast eintragen und bestätigen.
„effektives Lernen per Video“ in 5 Schritten zum nachhaltigen Erfolg (Pink University):
„Online-Lernen – Das Stufenmodell von Gilly Salmon“ unter wb-web – einem Projekt des DIE (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung):
Lernziele
Bedingungen
Überprüfbares Ergebnis
Selbstreflektion der eigenen Konfliktstrategie und der Fähigkeit, „Konsens“ zur Konfliktlösung herbeiführen können
Die wesentlichen Strategien der Konfliktlösung kennen und Konfliktthemen und Dynamiken unterscheiden können
- Eigene Strategie erkennen und reflektieren
- Die Gegenstrategie erkennen
- Wege des Verhandelns und Konsens erkennen und Lösungsstrategien entwickeln