1.3. Hinweise zur inhaltlichen und zeitlichen Planung von Online- und Selbstlernphasen

Das bisher Gesagte soll nun mit praktischen Hinweisen für Online-Seminare veranschaulicht werden. Die folgenden Anmerkungen geben Orientierungshilfe bei der Ablaufplanung und der inhaltlichen Stoffverteilung, stellen aktivierende Methoden und den Einsatz von Lehr- und Lernmitteln vor und richten den Fokus auf die wichtigsten Unterschiede zur Präsenzlehre.

Erster Tag:

1. Vor Beginn sollten Sie genügend Zeit zum Einloggen, zur Technikprüfung und zum Kennenlernen des Videokonferenz-Tools einplanen. Der Zeitrahmen richtet sich nach Größe der Gruppe und den technischen Vorkenntnissen der Teilnehmenden ‒ diese können vorab durch E-Mail-Abfragen oder Online-Umfragen eruiert werden. Legen Sie vorher fest, was die Teilnehmenden mit dem Tool umsetzen sollen (Bildschirm-Freigabe, Arbeit in Breakout-Gruppen, Whiteboard …) und sorgen Sie dafür, dass alle Teilnehmenden mit den dafür relevanten Funktionen vertraut sind und diese beherrschen – und zwar nur diese! Je schlanker die technischen Details, umso schneller und genüsslicher kann es an die Inhalte gehen!

2. Planen Sie für die Vorstellungsrunde der Teilnehmenden Vorstellungsfragen oder -themen/ Kennenlernspiele ein bzw. lassen Sie diese den Teilnehmenden vorab zukommen. Geben Sie eine Zeitbegrenzung für die Vorstellung an.

3. Kennen sich die Teilnehmenden bereits, treffen sich aber erst nach einer längeren Zeit wieder? Planen Sie auch dann einen längeren Zeitraum für ein virtuelles Wiedersehen und Austausch ein als in Präsenz. Geben Sie beispielsweise Fragen vor. (Wie geht es Ihnen? Wie haben Sie die Zeit verbracht? …)

4. Auch Arbeitsgruppen können ein guter Einstieg in die Vorstellungsrunde sein. Hier lernen sich die Teilnehmenden in kleinerem Rahmen (Breakout-Rooms) kennen und können danach im Plenum durch vorgegebene Fragestellungen einander vorstellen (z. B. in 4er-Gruppen 20 min–30 min). Beispielfragen: Wer bin ich und was will ich hier? Was war der beste Job, den ich je hatte? Welche Sache würde ich am liebsten aus meinem beruflichen Alltag entfernen?.

Für diese 4 Punkte sollte bei einer neuen Seminarveranstaltung deutlich mehr Zeit als in Präsenzveranstaltungen eingeplant werden (1,5–3 Stunden je nach Gruppengröße und Seminardauer, vor allem für Seminare aus mehreren Modulen, die über einen längeren Zeitraum verteilt sind).

Input/inhaltliche Vermittlungsphasen:

1. Input, Vorträge, Präsentationen im Plenum nicht länger als max. 15 – 20 min

ggf. an die Teilnehmenden vor dem Vortrag inhaltliche Fragestellungen oder Aufgaben verteilen – wer beobachtet, wer protokolliert, wer kommentiert … (kann auch gruppenweise erfolgen, durchzählen, bestimmen, freiwillig melden lassen…)

Beispielhaft: Bitte beobachten Sie … Was ist neu für mich? Was ist schwer für mich umsetzbar? Was möchte ich unbedingt umsetzen? usw.

2. Nutzen Sie die Möglichkeit von Online-Umfragen (siehe „Kriterien und kleine Übersicht zu kollaborativen Tools“), um ein Meinungs- bzw. Wissensbild zu erstellen (anonym). Das können etwa Fragen sein, die man während eines Präsenz-Vortrages als offene Frage an die Plenumsrunde richten würde. Was vermuten Sie … Was schätzen Sie … Wie beurteilen Sie … oder ähnliches …

3. Bei kleinerer Gruppengröße (max. 12-16 TN) können solche Fragen auch ins Plenum gegeben werden und wechselseitige Rückmeldungen/Diskussionen erfolgen.

4. Immer im Wechsel zwischen Plenum und Arbeitsgruppen/Einzelarbeit planen

Arbeitsgruppen (z.B. in Breakout-Rooms)

Je nach Thema immer wieder neu mischen oder mit fester Zusammensetzung aufweisen. Einige Videokonferenz-Tools bieten auch die Möglichkeit, dass die Teilnehmenden den Gruppenraum selbst wählen können (z.B. für World-Café).

  • Gruppengröße zwischen 2 bis max. 7 Personen

  • Gruppenarbeit mit konkreten Fragestellungen anbieten. Zeitrahmen – je nach Thema/Methode – zwischen 10 min bis max. 50 min, wenn länger, dann mit Pausenregelungen.

  • Kollaborative Werkzeuge nutzen lassen: Whiteboard, Mentimeter, CryptPad, Conceptboard, Padlet, Cloud-Nutzung für Dateiaustausch

  • Bieten Sie nicht mehr als 1 bis 2 kollaborative Tools an, die leicht verständlich für alle sind. So stellen Sie sicher, dass die Teilnehmenden nicht überfordert sind und sich die Ergebnisdarstellung übersichtlich gestaltet. Auch die Auswertung und Speicherung der Ergebnisse bleibt so leicht bedienbar und übersichtlich.

Einzelarbeit

  • Einzelarbeit kann in Vorbereitung auf das Seminar erfolgen und bietet einen guten Einstieg in das Online-Seminar. Voraussetzung: Sie senden den Teilnehmenden die erforderlichen Unterlagen, Lern-Tutorials und Aufgabenstellungen zu. Mit konkreten Fragestellungen sorgen Sie dafür, dass die Teilnehmenden sich vorab mit grundlegenden Informationen und Inhalten befassen. Erläutern Sie dabei auch schon die Arbeitsweise und den Ablauf des Seminars. Im Online-Plenum kann man sich dann auf das zuvor Erarbeitete beziehen. Wichtig: Bei berufsbegleitenden Fort- und Weiterbildungen sollten Sie zuvor mit den Teilnehmenden klären, ob für eine solche Selbstlernphase auch die zeitlichen Kapazitäten zur Verfügung stehen!

  • Einzelarbeit kann auch als Vorbereitung auf die Gruppenarbeit erfolgen. Dabei verschafft sich jede Person zunächst allein einen Überblick über das zu bearbeitende Thema/die Aufgabenstellung. Anschließend werden Kleingruppen gebildet (Breakout-Rooms), um Ergebnisse in der Gruppe zu erarbeiten bzw. zu diskutieren. Kalkulieren Sie je nach Thema zwischen 15 min–45 min (nach 45 min Einzelarbeit eine Pause von ca. 10–15 min, dann Gruppenarbeit).

  • Im Sandwich-Wechsel: Einzel-Gruppen-Einzelarbeit oder Gruppen-Einzel-Gruppenarbeit (pro Arbeitsphase zwischen 15 min – 60 min). Wichtig: Pausen nicht vergessen (Spätestens nach 60 Minuten).

Tests, kleine Prüfungen, Quizformen, Umfragen

Mit diesen können Sie den erarbeiteten Wissenstand zwischenzeitlich abfragen und kontrollieren und zugleich für Abwechslung sorgen. Insbesondere bei Selbstlernphasen sollten diese Abfragen für die Teil-nehmenden eigenständig aufrufbar sein. So können die Teilnehmenden ihren Lernerfolg selbstständig testen, um ggf. Aufgaben zu wiederholen.

Auswertungen, Ergebnispräsentationen, Feedback, Diskussionen, Fallbesprechungen

Im Plenum – max. 50 min – danach eine Pause: Dabei sollte gleich zu Beginn einer Online-Veranstaltung geklärt werden, wie Wortmeldungen, Fragen und die Anrede erfolgen sollen, wann der Chat verwendet wird und das Einschalten des Mikrofons gestattet ist.

  • Abwechslung durch Wechsel: Präsentation bzw. Diskussion/Feedback

  • Abwechslung durch Quiz-Formen und Umfragen im Plenum

  • Abwechslung durch Fragen bzw. auch Thesen, Behauptungen im Plenum – ggf. auch etwas provokativ, paradox: Wie gelingt es Ihnen, Ihre Mitarbeiter*innen zu demotivieren? Wie fördern Sie Konflikte im Team? Was können Sie unternehmen, damit sich niemand für Ihre Produkte interessiert?

Die aktive Einbindung der Teilnehmenden ist besonders im Online-Setting wichtig. Länger als 20 Minuten fällt die Konzentration allein vor dem Bildschirm schwer. Gute Möglichkeiten für die Einbindung bieten offene, einfache und kurze Aktivierungsübungen im Plenum. Diese Aktivitäten müssen nicht immer unmittelbar mit den Vermittlungsthemen in Beziehung stehen, sondern können auch körperliche Lockerungsübungen sein oder der gedanklichen Auflockerung dienen: von der Einbindung visueller Materialien (Videos) über Podcasts bis hin zu Abstimmungen etc.

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