Kriterien für die Auswahl eines Autorensystems

Nicht jedes Unternehmen, jede Organisation und Bildungseinrichtung hat Bedarf an einem gesonderten Autorensystem. Für grundlegende Lernangebote sind die Werkzeuge zur Produktion von Lerninhalten, die in manchen LMS integriert sind, i.d.R. ausreichend. Wer jedoch ein zusätzliches Autorensystem für seine digitalen Lehr-Lern-Angebote benötigt, sollte beachten, dass sich die aktuellen Autorensysteme hinsichtlich ihres Funktionsumfangs erheblich unterscheiden. Außerdem gilt: Je komplexer ein AS ist und umso mehr Funktionen es bietet, desto länger ist auch die Einarbeitungszeit für alle, die es nutzen wollen. Wichtig zu beachten ist auch: Ein autarkes Autorensystem stellt eine zusätzliche Software dar, die weitere Kosten verursacht, auch für den Erwerb von Lizenzen für die Autor*innen. Daher ist es sinnvoll, sich bei der Anschaffung eines Autorensystems an folgender Checkliste zu orientieren:

Grundlegende Eigenschaften, über die das Tool verfügen sollte:

  • Benutzerfreundlichkeit und Einfachheit

  • Grafische Benutzeroberfläche

  • WYSIWYG-Editor („What You See Is What You Get“) – die Inhalte werden bei der Bearbeitung durch die Autor*innen genau so dargestellt, wie sie den Lernenden später in der Ausgabe präsentiert werden.

  • Menügesteuerte Gestaltung mit Zugriff auf Layout-Vorlagen für Texte, Grafiken, Animationen, Interaktionen und kombinierte Anordnungen

  • Möglichkeit des Imports von Inhalten (PDF, Office-Dokumente, Bild- und Grafikdateien), der Integration von Multimediaobjekten (Audio, Video, Animationen) und der Einrichtung von Lernpfadstrukturen (linear, mit Verzweigungen, direkter Sprung zu Lerneinheiten als Option)

  • Verfügbarkeit von Werkzeugen zum Erstellen und Bearbeiten von Objekten (z. B. Grafik-Editor) und interaktiven Elementen

  • Möglichkeit der Festlegung räumlicher und zeitlicher Beziehungen zwischen den Lernobjekten (ggf. grafisch darstellbar)

  • Option für die Einrichtung von Bibliotheken, die Bilder, Grafiken und Piktogramme enthalten und von den Autor*innen ergänzt werden können

  • Option auf einen standardisierten Export von Lern- und Trainingseinheiten, die in andere Systeme und Plattformen importiert werden können (SCORM, xAPI, cmi5, aber auch PDF)

  • Möglichkeit, das Autorentool webbasiert zu nutzen – oder ist eine Offline-Installation erforderlich?

  • Möglichkeit zur Anpassung an das Corporate-Design des Unternehmens bzw. der Organisation

Hinterfragen Sie auch, ob das System diverse Lernszenarien und deren Bearbeitung unterstützt:

  • ­Können Lerninhalte mit Blick auf die Medienvielfalt auf unterschiedlichste Weise dargestellt werden?

  • Hat das System ein responsives Design, sodass sich die Inhalte automatisch und flexibel an das Browserfenster des Endgeräts anpassen, auf dem sie aufgerufen werden?

  • Sind die Vorlagen zur Bereitstellung von Inhalten methodisch und didaktisch aufbereitet?

  • Können mehrere Autor*innen kooperativ an einem Lernmodul arbeiten und sind ihre Aktivitäten auch über ein entsprechendes Rechtesystem administrierbar?

  • Können verschiedene Lernbereiche eingerichtet werden, zu denen nur bestimmte Autor*innen Zugriff haben?

  • Verfügt das System ggf. auch über szenariobasierte Funktionen, damit realistische und lebensnahe Problemstellungen präsentiert und trainiert werden können?

  • Können Abfrageroutinen, Testfunktionen, Quiz und interaktive Übungsprozeduren zur Reflexion des Gelernten eingerichtet werden?

  • Besteht die Möglichkeit, kontextbezogene Lerninhalte über (QR-)Codes o. ä. zur Verfügung zu stellen?

Relevant für das Wissensmanagement ist darüber hinaus:

  • ­Ist eine zentrale Aktualisierung der Lerninhalte für alle Dokumente und Daten möglich, die miteinander in Beziehung stehen?

  • Können einmal erstellte Inhalte für verschiedene Lernzwecke wiederverwendet werden?

  • Hinsichtlich des Veröffentlichungs- und Versionsmanagements: Können Inhalte vor Veröffentlichung erstellt und überprüft werden? Werden Änderungen und/oder verschiedene Versionen von Dokumenten über eine Versionskontrolle gemanagt und protokolliert?

  • Gibt es eine Volltextsuche und Filterfunktionen?

In Abbildung 2 werden alle Funktionsbereiche eines Autorensystems noch einmal zusam-mengefasst.

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