Autorensysteme – Authoring Systems AS

Eine typische Anforderung an Lernplattformen besteht darin, dass sie Werkzeuge zur Erstellung und Bereitstellung von Lerninhalten enthalten müssen. Individuell erstellte, passgenau auf die Zielgruppe zugeschnittene Inhalte sind zunehmend in Unternehmen und Organisationen nachgefragt. Im Rahmen von Weiterbildungs- und Trainingsstrategien werden daher vielerorts mitarbeiterorientierte Lerninhalte selbst generiert. Zwar verfügen einige LMS schon über rudimentäre Autorenfunktionen, mit der Lerninhalte und einfache Testroutinen ohne besondere technische Kenntnisse erstellt werden können. Allerdings ist ihr Funktionsumfang bedeutend kleiner als bei klassischen Autorensystemen.

Ob ein autarkes Authoring System (in der Folge auch: AS) erforderlich ist oder ob die einfachen Autorenfunktionen eines LMS ausreichend sind, ist abhängig von den Lehrinhalten, die ein Unternehmen, eine Organisation oder eine Bildungseinrichtung benötigt und anbietet. Man kann drei Bedarfsgruppen unterscheiden:

Gruppe 1 hantiert mit standardisierten digitalen (Lehr-/Lern-)Inhalten und Lernobjekten, die kostenfrei oder kostenpflichtig von externen Dienstleistern erworben werden und sich unkompliziert über Dateischnittstellen in die Lernplattform integrieren lassen.

Gruppe 2 benötigt keine E-Learning-Produkte, weil die Lehr-/Lern-Themen online nicht gut vermittelbar sind. Hier reicht es, den Nutzer*innen ergänzend zu den analogen Materialien digitale Lernskripte zur Verfügung zu stellen (als PDF oder E-Book, ggf. ergänzend noch Bild-, Audio- und Videodaten).

Gruppe 3 hat Bedarf an selbst generierten, individuellen Lerninhalten, die auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten sind. Diese Inhalte müssen ständig aktualisiert werden und/oder es ist zu teuer, sie durch externe Dienstleister bereitstellen zu lassen. In diese Gruppe fallen Unternehmen und Bildungseinrichtungen, die internes Produktwissen und Prozessunterweisungen stets aktualisieren, aber auch vor Wettbewerbern schützen sowie bei personalisierten Themen auf den Datenschutz achten müssen.

Die meisten Unternehmen und Organisationen können allerdings nicht klar einer dieser drei Gruppen zugeordnet werden. Vielmehr besteht in der Regel sowohl Bedarf an standardisierten, vorgefertigten Lehr- und Lernprodukten als auch an individualisierten Lösungen. In diesem Fall gilt es, den mit einer Softwarelösung verknüpften Aufwand und Nutzen abzuwägen und eine wohl überlegte Entscheidung zu fällen.

Die Einrichtungen der AWO sind in den vielfältigsten sozialen Bereichen vertreten, wie z. B. in der Pflege oder in der Kinder- und Jugendarbeit. Die AWO bietet den Mitarbeiter*innen dazu fachspezifische Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Gerade in den beiden aufgeführten Bereichen werden vielfältige standardisierte, vorgefertigte Lerneinheiten von externen Dienstleistern angeboten. Für spezialisierte Qualifizierungsabschlüsse müssen aber auch individuelle Lerneinheiten für die jeweiligen Zielgruppen konzipiert werden. Eine Kombination von konfektionierten und individuellen Lernangeboten kann daher sehr sinnvoll sein.

Für die speziellen Anforderungen der Gruppe 3 kann die Anschaffung eines externen Autorentools oder LCMS auch in wirtschaftlicher Hinsicht sinnvoll sein, weil beide den Transport vielfältiger Inhalte ermöglichen und über zahlreiche Funktionen verfügen.

Ein E-Learning-Autorentool, auch „Content-Authoring-Tool“ oder „Authoring System“ genannt, ist ein Softwareprogramm, mit dem nach einer relativ kurzen Einarbeitung und ohne Programmierkenntnisse E-Learning-Module mit Text, Medien, Interaktionen und Testroutinen erstellt werden können. Diese Lernmodule werden danach über eine Dateischnittstelle in ein LMS integriert. Lernende können diese Lernmodule dann im LMS intuitiv und ohne fremde Hilfe bearbeiten und eigenständig lernen. Dabei erhalten sie durch die im Lernmodul enthaltenen Testroutinen direktes Feedback darüber, ob sie eine Aufgabe richtig oder falsch bearbeitet haben.

Autorensysteme ermöglichen ausschließlich die Produktion von Lerninhalten und -modulen inklusive der zugehörigen Testroutinen zur Reflexion des Gelernten. Diese Systeme verfügen aber i.d.R. nicht über Funktionen zur Verwaltung von Kursen und Lernenden. Daher müssen die produzierten Lernmodule zuerst über eine Dateischnittstelle in ein LMS integriert werden, damit diese den Lernenden im Rahmen der ihnen zugewiesenen Kurse zur Verfügung stehen.

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