Die Learning-Experience-Plattform (LXP)

Learning-Experience-Plattformen, auch „LXP“ genannt, etablieren sich seit ca. zehn Jahren immer stärker auf dem Markt. Bei einer Learning-Experience-Plattform steht die Lernerfahrung („Experience“) der Lernenden im Vordergrund. Der Gedanke dahinter: Lernen soll Spaß machen und abwechslungsreich sein. Die Inhalte und Übungsformate sind ähnlich wie bei einem Streamingdienst jederzeit ortsunabhängig auf unterschiedliche Weise abrufbar. Dafür werden komplexe Algorithmen genutzt, um den Lernenden passgenaue digitale Lerninhalte vorzuschlagen (Adaptive Learning).

Eine LXP ist folglich eine Software, die selbstgesteuertes Lernen erleichtert. Ihr Einsatz dient der Schaffung personalisierter Lernerlebnisse. Sie unterstützt die Lernenden beim Entdecken von Lerninhalten, auf die sie selbstständig zugreifen können. Die Lernmaterialien werden in unterschiedlichen Formaten angeboten (Gamification, Videos, Podcasts, Artikel, Lern-Nuggets etc.) und können aus unterschiedlichen Quellen eingespeist werden. Im Unterschied zu herkömmlichen LMS wird hier stärker auf die Eigenmotivation der Lernenden (Engagement Learning) gesetzt. Den Nutzer*innen werden standardisierte Lernmodule angeboten, sie haben Zugriff auf Kurse und Kursstrukturen, aber auch „On-Demand-Lernangebote“ können freigeschaltet werden. Darüber hinaus können die Lernenden Lerninhalte selbst verwalten und zusammenstellen, sie untereinander austauschen und kollaborativ damit arbeiten (Social Learning).

LXPs stellen also alle nutzerorientierten Tools und Technologien bereit, die benötigt werden, um personalisierte Lernumgebungen zu konzipieren, einzurichten, zu sichern und zu verwalten. Die Nachfrage nach solchen Lernplattformen oder Lernumgebungen wächst rasant. Im Kontext des lebenslangen Lernens stehen individualisierte Fort- und Weiterbildungsangebote, in deren Rahmen moderne Methoden zum Einsatz kommen, hoch im Kurs.

Learning-Experience-Plattformen werden gegenwärtig vor allem für Weiterbildungen und für den Wissensaustausch in Unternehmen bzw. Organisationen eingesetzt. Dort kommen ihre vorteilhaften Eigenschaften, die sie von klassischen LMS abheben, besonders zum Tragen: LXPs ermöglichen die Integration von bereits existierenden und/oder von externen Systemen und Tools (externe Lerninhalte, Lernaufzeichnungen, Corporate-Learning-Technologien, HR- und Verwaltungssoftware etc.) in eine sogenannte Öko-Lernlandschaft. Lernende sind somit nicht durch feste Inhaltskataloge eingeschränkt, sondern können sich selbstständig interessante Themen erschließen, während sie gleichzeitig von der Plattform zu weiteren relevanten Inhalten hingeführt werden.

Ein weiterer Vorteil von LXPs: Sie unterstützen verschiedene Lernformen, darunter problembasiertes Lernen, gruppenbasiertes Lernen, ILT (Instructor-led Training), selbstorganisiertes Lernen mit Lernbegleitung, aber auch Blended Learning mithilfe von Ansätzen wie Microlearning und Gamification.

Für die Umsetzung der dazu nötigen Schnittstellenanpassungen genügt der Standard SCORM nicht mehr. Eine lernerzentrierte Plattform sollte das Lernen mit der beruflichen Entwicklung koppeln und dafür auch individualisierte Empfehlungen abgeben. Mit SCORM kann man jedoch nicht nachvollziehen, wie effektiv Lernende ihre Kurse bzw. Lernangebote tatsächlich absolvieren und in welchem Ausmaß sie davon profitieren. Anders ist das bei Experience API (xAPI, die „Erfahrungs“-Anwendungsschnittstelle) ‒ der Standard bei LXPs. Diese ermöglicht die Nachverfolgung und Analyse verschiedener Parameter während des Lernens und Trainierens.

LXPs führen somit bestehende Lernsysteme und -plattformen zu einem sogenannten Öko-Lernsystem zusammen. Im Unternehmenskontext sind damit alle Angebote und Rahmenbedingungen innerhalb der Organisation gemeint, die Lernprozesse ermöglichen oder fördern – angefangen von der technischen Infrastruktur inklusive der nötigen Softwaresysteme über alle erdenklichen Inhalte und Inhaltsformate (webbasierte Trainings und von Mitarbeiter*innen selbst erstellter Inhalt) bis hin zu sozialen Lernformen mit Kollegen und Kolleginnen und On-the-Job-Trainings. Die wichtigsten Funktionen und Eigenschaften eines solchen Systems sind:

  • ­die Content Discovery – ein System, das für Nutzer*innen geeignete Inhalte ermittelt und ihnen diese empfiehlt;

  • die Personalisierung, in deren Rahmen Lernende ihre individuellen Lernpfade aktiv gestalten und ggf. eigene Lerninhalte anderen zur Verfügung stellen können;

  • die Integration weiterer externer Systeme wie LMS, Intranet, HR- und/oder Finanzbuchhaltungssoftware, Kommunikationstools wie z. B. MS Teams, Zoom oder Slack;

  • die Ermöglichung des Zugriffs auf externe Lerninhalte, z. B. über On-Demand-Lernplattformen wie Udemy, LinkedIn-Learning, Haufe Akademie etc.

Ob eine LXP gegenüber einem LMS zu bevorzugen ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Das hängt immer von den Zielstellungen, Bedürfnissen, den Unternehmens- und Organisationsstrukturen, den Management-Methoden und der individuellen Förderung der Nutzer*innen ab. Aktuell findet man eher Kombinationen von LXPs mit LMS, Autorentools und kollaborativen Austauschformaten. Wenn ein Unternehmen oder eine Organisation seinen Nutzer*innen eine Möglichkeit zum personalisierten Lernen bieten möchte, aber schon ein LMS verwendet, muss nicht ein kompletter Umstieg auf ein neues System erfolgen. Vielmehr ist es aus Kosten- und Zeitgründen oft sinnvoll, auf die bestehenden Daten und die strukturelle Verwaltungssoftware zurückzugreifen und diese mit einem LXP zu verknüpfen.

Hinsichtlich der Lernererfahrungen und der Schnittstellenerweiterungen öffnen sich viele LMS- und LCMS-Anbieter dahingehend, dass sie ihre Systeme in Richtung eines Öko-Lernsystems weiterentwickeln.

Siehe auch:

Haufe-Akademie: https://www.haufe-akademie.de/learning-experience/?akttyp=direkt&aktnr=84834&wnr=04393689

Valamis: https://www.valamis.com/de/hub/was-ist-eine-lxp

Es ist absehbar, dass Lern- und Trainingsformate in Zukunft immer mehr auf künstliche Intelligenz und Algorithmen zurückgreifen werden, um individuelle Erfahrungen und Lernpfade zu ermöglichen, die die Nutzer*innen aktiv und selbstbestimmt gestalten können. Daher wird man künftig vermutlich nicht mehr so eindeutig zwischen einem LMS, LCMS oder einer Autorensoftware unterscheiden können, was ja z. T. schon jetzt nicht so einfach ist. Auch könnte die Bezeichnung „LXP“ durch den Begriff „Öko-Lernlernlandschaft“ ersetzt werden, weil damit treffender beschrieben wird, dass diese Systeme an aktuelle Bedarfe, Systeme und Technologien angepasst werden können.

Last updated